Holothuroidea de Blainville, 1834
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Classification
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- Holothuroidea
Abstract
thumb|upright=1.5|Holothuria tubulosa (a – Tentakel, b – Analöffnung, c – Saugfüße der Bauchseite, d – Papillen auf der Rückseite) thumb|Typische Körperform sedimentfressender Flachwasser-Seegurken thumb|Ananas-Seewalze (Thelenota ananas) Die Seegurken (Holothuroidea), auch Seewalzen oder Holothurien genannt, sind eine Klasse im Stamm der Stachelhäuter. Mit gut 1700 Arten sind sie, neben den Schlangensternen und Seesternen, die formenreichste Gruppe der heutigen Stachelhäuter, zu denen als nahe verwandte Gruppe beispielsweise die Seeigel gehören. In der Tiefsee bestehen 90 Prozent der bodennahen Biomasse aus Seegurken.Westheide, Rieger: Spezielle Zoologie. ISBN 3-437-20515-3, S. 827.
Bau
Seegurken sind Meeresbewohner mit einem ein Millimeter (Meiofauna) bis zweieinhalb Meter (Gefleckte Wurmseegurke) langen, walzenförmigen Körper. Die für die übrigen Stachelhäuter typische fünfstrahlige Radiärsymmetrie ist äußerlich nur noch an den fünf Reihen der Ambulacralfüßchen zu erkennen. Durch Anpassungen an das Bodenleben findet sich häufig eine sekundäre Bilateralsymmetrie. Der muskulöse, längliche Körper weist am Vorderende eine Mundöffnung auf, welche häufig von Tentakeln umgeben ist. Im Gegensatz zu anderen Stachelhäutern besitzen Seegurken nur noch Skelettrudimente in Form von kleinen Kalzitnadeln (Sklerite). Statt eines Skeletts besitzen sie einen Hautmuskelschlauch aus Längs- und Ringmuskulatur sowie einer dicken Schicht mutabilen Gewebes. Das Blutgefäßsystem ist relativ hoch entwickelt. Es besteht aus einem oralen (um die Mundöffnung verlaufenden) Ringgefäß, von dem fünf blind endende Radiärgefäße abzweigen. Am Darm führen ein dorsales und ein ventrales Gefäß entlang, die durch pulsierende Verbindungen (Herzen) miteinander in Verbindung stehen. Auch die von einigen Arten ausgebildete Wasserlunge wird netzartig von Gefäßen umsponnen. Man kann eine Kriechsohle (Trivium) von einem Rücken (Bivium) unterscheiden. Das Trivium besteht aus drei Radien sowie zwei Interradien und ist durch eine hohe Anzahl an Ambulacralfüßchen gekennzeichnet. Das Bivium hingegen besteht aus zwei Radien und drei Interradien. Die Füßchen sind um- oder rückgebildet. Die Fortbewegung der Seewalzen erfolgt mittels der auf der Bauchseite zu findenden Ambulacralfüßchen. Als weitere Besonderheiten besitzen die meisten füßchentragenden Seegurken Wasserlungen, bei denen es sich um Ausstülpungen des Enddarms handelt. Im Mittelmeer sitzt in den Wasserlungen der Königsseegurke (Stichopus regalis) relativ häufig der Eingeweidefisch (Carapus acus), zum Teil lebt er auch in den Wasserlungen von Holothuria-Arten. Bei südostasiatischen Holothuria-Arten findet sich regelmäßig ein transparenter Fisch, der den Wirt über den Anus verlassen kann. Die bei wenigen Arten zu findenden sogenannten Cuvierschen Schläuche dagegen dienen der Verteidigung der Tiere und werden bei Gefahr in Richtung Angreifer gespritzt. Sie bilden klebrige Schleimfäden, welche den Feind verwirren und unter Umständen sogar kampfunfähig machen können. Die Klebstoffe können auch Gifte enthalten (Holothurine). Des Weiteren ist es den Seegurken möglich, einen Teil ihrer inneren Gedärme bei einem Angriff als Ablenkung des Gegners auszuwerfen. Diese werden später nachgebildet.
Fortpflanzung
Die Seewalzen sind getrenntgeschlechtlich und geben ihre Geschlechtsprodukte direkt ins Meerwasser ab. Innerhalb einer Bucht läuft dies meist synchron ab. Sie richten sich dazu mit dem Vorderende senkrecht auf und entlassen an der Spitze eine weißliche (Spermien) bis gelbliche (Eizellen) Flüssigkeit. Ihre bilateral-symmetrischen Larven leben planktonisch und werden als Auricularia bezeichnet. Neben der geschlechtlichen Fortpflanzung können sich viele Seegurken auch durch Teilung vermehren.
Nahrung
Bei den Seewalzen sind Sedimentfresser und Planktonfresser bekannt. Bei den Sedimentfressern (darunter alle europäischen Arten) kriechen die adulten Tiere über den Boden des Meeres und nehmen dabei Sedimente mit organischen Bestandteilen wie Detritus, Algen und Sandlückenfauna auf. Die organischen Bestandteile werden verdaut und das unverdauliche mineralische Sediment wieder ausgeschieden. Man könnte diese Seewalzen als „Meeresstaubsauger“ oder Sedimentsortierer bezeichnen. Die planktonfressenden Seewalzen haben einen stark vergrößerten Tentakelkranz, mit dem sie Plankton aus dem Wasser fangen.
Namen und Volkstümliches
Das holothúrion (griech.) ist nach Aristoteles ein sagenhaftes, zwischen Tier und Pflanze stehendes Wesen. Auf dem optischen Eindruck bei der Abgabe der Geschlechtsprodukte beruht der italienische Trivialname cazzo di mare ‚Meer-Penis‘.
Nutzung
In einigen Ländern Asiens werden eingelegte Innereien von Seegurken als Delikatesse zubereitet, zum Beispiel das japanische Gericht Konowata (Stichopus japonicus). In Spanien gelten die inneren Muskelstränge der Königsseegurke als Delikatesse und werden gekocht mit Nudeln gegessen. Die getrocknete und zwischendurch zwei- bis dreimal gedämpfte und schließlich mehrere Monate geräucherte Seewalze wird Trepang (malaiisch für Seegurke) genannt. Sie wird beispielsweise für die sogenannte Trepang-Suppe verwendet. Bunte Seegurken, wie die Seeäpfel (Pseudocolochirus), werden gelegentlich in Meerwasseraquarien gehalten.
Systematik
thumb|Wurmseegurke (Synaptidae) thumb|Isostichopus badionotus thumb|Enypniastes, eine schwimmfähige Seegurke thumb|Die Plankton fressende Seegurke Cucumaria miniata Die fossile Seegurke Palaeocucumaria hunsrueckiana aus dem Devon von Bundenbach, Deutschland.
mini|Holothuria sanctori aus dem Mittelmeer (Ägäis) Die Seewalzen werden derzeit in mindestens acht Großgruppen (Ordnungen) mit 31 Familien unterteilt.
Ordnung † Arthrochirotida Seilacher, 1961 Familie † Palaeocucumariidae Frizzell & Exline, 1966 Ordnung Apodida Brandt, 1835 Familie Chiridotidae Östergren, 1898 Familie Myriotrochidae Théel, 1877 Familie Synaptidae Burmeister, 1837 sensu Östergren, 1898 Ordnung Elasipodida Théel, 1882 Familie Deimatidae Théel, 1882 Familie Elpidiidae Théel, 1877 Familie Laetmogonidae Ekman, 1926 Familie Pelagothuriidae Ludwig, 1893 Familie Psychropotidae Théel, 1882 Ordnung Holothuriida Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Holothuriidae Burmeister, 1837 Familie Mesothuriidae Smirnov, 2012 Ordnung Synallactida Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Stichopodidae Haeckel, 1896 Familie Synallactidae Ludwig, 1894 Ordnung Persiculida Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Gephyrothuriidae Koehler & Vaney, 1905 Familie Molpadiodemidae Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Pseudostichopodidae Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Ordnung Molpadida Haeckel, 1896 Familie Caudinidae Heding, 1931 Familie Eupyrgidae Semper, 1867 Familie Molpadiidae J. Müller, 1850 Ordnung Dendrochirotida Grube, 1840 Familie Cucumariidae Ludwig, 1894 Familie Cucumellidae Thandar & Arumugam, 2011 Familie Heterothyonidae Pawson, 1970 Familie † Monilipsolidae Smith & Gallemí, 1991 Familie Paracucumidae Pawson & Fell, 1965 Familie Phyllophoridae Östergren, 1907 Familie Placothuriidae Pawson & Fell, 1965 Familie Psolidae Burmeister, 1837 Familie Rhopalodinidae Théel, 1886 Familie Sclerodactylidae Panning, 1949 Familie Vaneyellidae Pawson & Fell, 1965 Familie Ypsilothuriidae Heding, 1942
mini|Holothuria sanctori aus dem Mittelmeer (Ägäis) Die Seewalzen werden derzeit in mindestens acht Großgruppen (Ordnungen) mit 31 Familien unterteilt.
Ordnung † Arthrochirotida Seilacher, 1961 Familie † Palaeocucumariidae Frizzell & Exline, 1966 Ordnung Apodida Brandt, 1835 Familie Chiridotidae Östergren, 1898 Familie Myriotrochidae Théel, 1877 Familie Synaptidae Burmeister, 1837 sensu Östergren, 1898 Ordnung Elasipodida Théel, 1882 Familie Deimatidae Théel, 1882 Familie Elpidiidae Théel, 1877 Familie Laetmogonidae Ekman, 1926 Familie Pelagothuriidae Ludwig, 1893 Familie Psychropotidae Théel, 1882 Ordnung Holothuriida Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Holothuriidae Burmeister, 1837 Familie Mesothuriidae Smirnov, 2012 Ordnung Synallactida Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Stichopodidae Haeckel, 1896 Familie Synallactidae Ludwig, 1894 Ordnung Persiculida Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Gephyrothuriidae Koehler & Vaney, 1905 Familie Molpadiodemidae Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Familie Pseudostichopodidae Miller, Kerr, Paulay, Reich, Wilson, Carvajal & Rouse, 2017 Ordnung Molpadida Haeckel, 1896 Familie Caudinidae Heding, 1931 Familie Eupyrgidae Semper, 1867 Familie Molpadiidae J. Müller, 1850 Ordnung Dendrochirotida Grube, 1840 Familie Cucumariidae Ludwig, 1894 Familie Cucumellidae Thandar & Arumugam, 2011 Familie Heterothyonidae Pawson, 1970 Familie † Monilipsolidae Smith & Gallemí, 1991 Familie Paracucumidae Pawson & Fell, 1965 Familie Phyllophoridae Östergren, 1907 Familie Placothuriidae Pawson & Fell, 1965 Familie Psolidae Burmeister, 1837 Familie Rhopalodinidae Théel, 1886 Familie Sclerodactylidae Panning, 1949 Familie Vaneyellidae Pawson & Fell, 1965 Familie Ypsilothuriidae Heding, 1942
Vorkommen
Seegurken kommen in allen Weltmeeren, sowohl im Flachwasserbereich als auch in der Tiefsee, vor.
Name
- Homonyms
- Holothuroidea de Blainville, 1834
- Holothuroidea
- Common names
- Seegurken in German